Eine neue Kultur der Sprachbildung in Deutschland
Im Zentrum des Modellprogramms FörMig (2004-2009) stand die Entwicklung von Grundlagen und Praxis einer neuen Kultur der Sprachbildung in Deutschland. Sprache ist das Hauptmedium des Lehrens und Lernens. Der Bildungserfolg eines jungen Menschen hängt wesentlich davon ab, dass er den Inhalt, den er lernen soll, sprachlich versteht. Daran aber scheitern viele Kinder - nicht nur solche mit Migrationshintergrund, die in zwei oder mehr Sprachen leben.
Das Modellprogramm hat auf die hohe Bedeutung, die die "Sprache der Bildung" für das Lernen hat, aufmerksam gemacht. Es hat genau diese Art der Sprache selbst zum Gegenstand von Sprachbildung gemacht. Das ist das Hauptverdienst von FörMig.
Das FörMig-Team der Universität Hamburg hat den Begriff "Bildungssprache" in die deutsche Bildungslandschaft eingeführt. Damit wird auf die komplexe Beziehung hingewiesen, die zwischen den sprachlichen Bildungsvoraussetzungen jedes einzelnen Kindes oder Jugendlichen und ihrem potentiellen Bildungserfolg besteht. Zugleich werden die Leistungen angezeigt, die Institutionen der Bildung für den Erfolg der Lernenden erbringen müssen. Aufgegriffen wurde mit dem Begriff "Bildungssprache" ein Vorschlag von Jürgen Habermas (1977), der damit dasjenige sprachlilche Register bezeichnete, in dem man sich mit den Mitteln der Schulbildung ein grundlegendes Orientierungswissen verschaffen kann.
Welche sprachlichen Fähigkeiten müssen Kinder im Laufe ihrer Bildungsbiographie erwerben, um bildungserfolgreich zu sein? In ihrem Vortrag "Migranten im deutschen Bildungswesen - Perspektiven interkultureller Pädagogik" (gehalten am 23.9.2009 im Rahmen der Vorlesung Bildung und Sozialisation an der Ludwig-Maximilians-Universität München) erläutert Ingrid Gogolin den Unterschied zwischen der Art der Sprache, die bildungsrelevant ist, und der Sprache, die Kinder in ihrem Alltag erfahren. Ausführungen zur Bildungssprache beginnen in Kapitel 5 des Vortrags. Zur Aufzeichnung des Vortrags |