Pädagogische Sprachdiagnostik
Bildungssprachförderlicher Unterricht greift das sprachliche Wissen und Können auf, das Kinder oder Jugendliche zu einem Thema oder Lerngegenstand mitbringen, und geleitet sie auf dieser Grundlage dabei, sich neue sprachliche Mittel zu erobern.
Das Konzept der durchgängigen Sprachbildung setzt eine sorgsame Diagnostik sprachlicher Fähigkeiten voraus. Für diese den Lernprozess begleitende Diagnostik sind punktuelle Tests meist nicht das geeignete Mittel. Vielmehr geht es um die systematische, kontinuierliche Beobachtung der sprachlichen Voraussetzungen, die die individuellen Lernenden für ihre anstehenden Lernaufgaben mitbringen. Die pädagogische Sprachdiagnostik soll Aussagen über den sprachlichen Ausgangspunkt und die Fortschritte liefern, die die Lernenden machen. Die gewonnenen Informationen sollen Stärken und Schwächen freilegen machen. Die Beseitigung der Schwächen kann dann an den Stärken ansetzen. Durch die kontinuierliche Beobachtung werden Verläufe der Sprachaneignung sichtbar – wobei damit zu rechnen ist, dass es nicht immer nur vorwärts geht, sondern auch Phasen der Stagnation oder des Rückschritts vorkommen.
Zu Beginn des Modellprogamms FörMig fehlten insbesondere Diagnoseinstrumente für die bildungsbiographischen Schnittstellen vom Primar- zum Sekundarbereich und von der Schule in die berufliche Bildung, die auf die Aneignung bildungssprachlicher Fähigkeiten gerichtet sind und sich an Modellen der Zweisprachigkeit orientieren. Daher wurden neue Verfahren entwickelt oder gute Ansätze weiterentwickelt. Folgende Schwerpunkte wurden gesetzt:
- Für die Diagnose der mündlichen Fähigkeiten in Erst- und Zweitsprache am Übergang vom Elementar- in den Primarbereich wurde der Einsatz von "HAVAS 5" empfohlen;
- Für die Diagnose der narrativen Fähigkeiten im Schriftlichen am Übergang vom Primar- in den Sekundarbereich, ebenfalls in Erst- und Zweitsprache wurde das Verfahren "FörMig-Tulpenbeet" entwickelt;
- Für die Diagnose der Schreibfähigkeiten in berufsbezogenen Textsorten am Übergang vom Sekundarbereich in die berufliche Bildung, ebenfalls in Erst- und Zweitsprache wurde das Verfahren "FörMig-Bumerang" entwickelt.
Darüber hinaus wurden in den Länderprojekten Erfahrungen mit dem Einsatz vorliegender Instrumente gesammelt, Verfahren an ihre spezifischen praktischen Zwecke angepasst oder eigene Verfahren entwickelt. So entstanden zum Beispiel die „Lerndokumentation Sprache“ (Berlin), die "Niveaubeschreibungen Deutsch als Zweitsprache" (Sachsen und Schleswig-Holstein) und "TULPE L2" (Brandenburg). Aus einer länderübergreifenden Arbeitsgruppe stammt die "Prozessbegleitende Diagnose der Schreibentwicklung".