Textkompetenz
Textkompetenz bezeichnet die "individuelle Fähigkeit, Texte lesen, schreiben und zum Lernen nutzen zu können" (Portmann-Tselikas/Schmölzer-Eibinger 2008, 5). Der Begriff trägt damit dem Umstand Rechnung, dass Wissen in unserer Gesellschaft überwiegend schriftlich vermittelt wird. Um eine erfolgreiche Bildungskarriere durchlaufen zu können, sind Lesen- und Schreiben-Können Basiskompetenzen. Aber allein die Fähigkeit, Buchstaben enkodieren oder produzieren zu können, genügt nicht: Es muss die Fähigkeit hinzukommen, beide Fähigkeiten miteinander zu kombinieren und für sich und sein Lernen nutzbar zu machen. Texte bilden eine Grundlage für schulisches Lernen; hierzu gehören Lehrbücher ebenso wie Tafelbilder. Das dort präsentierte Wissen soll erfasst und verarbeitet werden, damit in schriftlichen Arbeiten abgerufen und weiterentwickelt werden kann.
Lesekompetenz und Schreibkompetenz sind somit die beiden Seiten der Medaille Textkompetenz.
Paul R. Portmann-Tselikas und Sabine Schmölzer-Eibinger (2008): Textkompetenz. In: Fremdsprache Deutsch Heft 39, 5-16.
"Textkompetenz ist die individuelle Fähigkeit, Texte lesen, schreiben und zum Lernen nutzen zu können" (5). Die Autoren führen den Begriff mit dem Ziel ein zu beschreiben, wie Lernende sich in unterschiedlichen Situationen sprachlichen Handelns zurechtfinden, und wie die dort erbrachten Leistungen in die Unterrichtspraxis übertragen werden können. Den Sprachgebrauch differenzieren sie in vier Quadranten, die durch zwei Achsen gebildet werden: die thematische Orientierung (Welt des Alltags / Welt des systematisierten Wissens) und die Art der Organisation der Sprechhandlungen (dialogisch organisiert / textuell durchformt).Der erste Quadrant (dialogisch / Alltag) umfasst die den Bereich der mündlichen Alltagskommunikation. Der zweite Quadrant der Welt des Alltags verpflichtet, jedoch bereits textuell durchformt. Als prototypische Beispiele, die eine "Brücke" zwischen Hoch- und Umgangssprache bilden, nennen die Autoren hier Alltagserzählungen, Gute-Nacht-Geschichten, Märchen.
Sprechhandlungen im dritten Quadranten sind dialogisch organisiert, orientieren sich jedoch an der Welt des systematisierten Wissens. Kindliche Warum-Fragen zählen die Autoren hier ebenso zu wie die Podiumsdiskussionen und die Unterrichtsgespräche, in den Lehrkräfte mit ihren Klassen ein Thema erkunden. Notizen zur Vor- oder Nachbereitung gehören ebenfalls hierzu. Der vierte Quadrant ist durch Textualität und die Orientierung am systematischen Wissen geprägt. Sachtexte, die die "Welt" in Sprache fassen, werden als prototypische Beispiele aufgeführt.
Über die Vermittlung kommunikativer Basiskompetenzen hinaus ist die Wissensvermittlung die wichtigste Funktion der Schule, die sich durch sprachliche als auch textuelle Anforderungen auszeichnet. Benötigt werden hierfür sprachliche und kognitive Fähigkeiten - kurz: Textkompetenz.
Die Autoren gehen davon aus, dass Gespräche um so interessanter und informativer werden, je mehr thematisches Wissen zur Verfügung steht. Die Fähigkeit, solche Gespräche führen zu können, kann jedoch nur vor dem Hintergrund einer entwickelten Kompetenz im Umgang mit Texten erlangt werden. Die gilt für das Sprechen in der Fremdsprache ebenso wie für das Sprechen in der Zweit- oder Erstsprache. Deshalb fordern Portmann-Tselikas/Schmölzer-Eibinger, "die Sache" in den Mittelpunkt von Unterricht zu stellen und Sprache als Mittel, Sachverhalte zu verstehen. Die Basis hierfür sind Texte. Der Umgang mit ihnen muss daher - besonders wenn die Zweitsprache Lerninstrument in mehrsprachigen Klassenzimmern sein soll - systematisch unter Berücksichtigung der Übergänge der vier Quadranten eingeführt werden, um zu gewährleisten, dass die Schüler den schriftsprachlichen Anforderungen genügen können.