Erziehungs- und Bildungspartnerschaften im Kontext durchgängiger Sprachbildung
Eine vertrauensvolle und partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtungen und Eltern unterstützt Kinder und Jugendliche beim Erwerb sprachlicher Fähigkeiten.
Nicht zuletzt aufgrund des Befundes, dass Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen in Deutschland maßgeblich von der sozialen Herkunft abhängt, gewann die Zusammenarbeit von Bildungseinrichtungen und Eltern in den letzten Jahren zunehmend an Beachtung. Mit der Erkenntnis, dass Eltern bzw. Familien wichtige Partner der Bildung darstellen, fand im wissenschaftlichen Diskurs wie auch in der pädagogischen Praxis ein Paradigmenwechsel statt: Elternarbeit wird nun nicht mehr als Arbeit an den Eltern verstanden. Vielmehr werden Eltern als gleichberechtigte Partner in "Erziehungs- und Bildungspartnerschaften" angesehen. Im FörMig-Kontext können wir von "Sprachbildungspartnerschaften" von pädagogischen Fachkräften und Eltern sprechen, denn Eltern stellen eine wichtige Säule in der Unterstützung der Aneignung sprachlicher Fähigkeiten ihrer Kinder dar - und zwar sowohl für den Erwerb des Deutschen als auch für jenen der Herkunftssprache(n).
In den FörMig-Projekten wurden Ansätze aktiver Bildungspartnerschaften mit Eltern entwickelt, die es einschließen, dass diese in Ihren Kompetenzen anerkannt und am Bildungsprozess beteiligt werden. Dazu nachfolgend einige Beispiele sowie Literatur, Material und Links zum Thema:
Entwicklungen in FörMig
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Kooperation von Schule und Eltern mit Migrationshintergrund. Wie kann sie gelingen? Eine Handreichung für Schulen in sozial benachteiligten Quartieren. Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung Berlin (Hrsg.) (2010)
Die vom FörMig-Projekt Berlin erstellte Broschüre beschreibt entlang von sogenannten Entwicklungsbereichen, also Bereichen, die sich aus der Praxis heraus als zentral für die Kooperation von Bildungseinrichtungen und Eltern erwiesen haben - etwa "Eltern zur Mitwirkung einladen und sie darin unterstützen" -, wie es möglich ist, die Unterstützung von Bildungsprozessen von Kindern kooperativ zu gestalten. Checklisten und Leitfäden bieten Bildungseinrichtungen Anregungen, ihren eigenen Weg zur "Sprachbildungspartnerschaft" mit Eltern zu finden. Die Broschüre enthält darüber hinaus einen Leitfaden zur Kooperation von Bildungseinrichtungen und Eltern sowie eine hilfreiche Link- und Literaturliste. |
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Bald komm' ich in die Schule. Yakında Okula Başlıyorum.افاريبا س.فأدخل المد رسة Anregungen zur Vorbereitung auf die Schule für Kinder und Eltern. Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung Berlin (Hrsg.) (2009)Dieses ebenfalls vom Berliner FörMig-Projekt herausgegebene Heft dient dazu, Eltern dabei zu unterstützen, ihre Kinder auf die Schule vorzubereiten. Es ist dreisprachig und umfasst Zeichnungen von Vorschulkindern in alltäglichen Situationen, die gleichzeitig für die Schule relevant sind. Die Kinder beantworten zusammen mit Eltern Fragen zu den Situationen oder treffen Aussagen, beispielsweise: "Diese Tiere mag ich", und malen, schreiben oder kleben ihre Antworten in das Heft. Am ersten Schultag stellen die Kinder diese dann in der Klasse vor. So lernen nicht nur Kinder und Eltern Ausschnitte aus dem Schulalltag vor dem Eintritt in die Schule kennen, sondern auch Lehrkräfte erhalten Einblicke darin, was die Kinder besonders mögen und was sie bereits können. |
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Gemeinsam im Interesse der Kinder. Erziehungspartnscherschaft von Elternhaus und Schule. Ein Praxisbaustein. Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung Berlin (Hrsg.) (2009) Dieser Praxisbaustein beschreibt, wie Eltern, Erzieher(innen) und Lehrkräfte an zwei Berliner Grundschulen ihre Zusammenarbeit in einem intensiven Aushandlungsprozess neu gestaltet und in einer für alle Beteiligten verbindlichen Erziehungsvereinbarung dokumentiert haben. Wenn für alle transparent ist - so der Grundgedanke -, was sie voneinander erwarten und verstehen, welche Motive das Handeln des anderen leiten und sich schließlich alle Parteien auf Übereinkünfte einigen, dann beginnt Partnerschaft. Schritt für Schritt erklärt der Praxisbaustein wie es gelang, Eltern in den Entscheidungsprozess aktiv einzubinden und wie dadurch eine verstärkte Zusammenarbeit erzielt wurde. Er liefert darüber hinaus Material, das an den Schulen im Verlauf der Kooperation eingesetzt wurden und für den weiteren Einsatz adaptiert werden kann. |
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Family Literacy Das Programm "Family Literacy (FLY)" stellte ein Teilprojekt des Modellprogramms FörMig Hamburg dar. Ziel von FLY ist die Förderung der schriftsprachlichen Fähigkeiten von Kindern in enger Kooperation von Eltern, Pädagog(inn)en und Kindern. Die drei Säulen von FLY in Hamburg werden gebildet durch die gemeinsame Arbeit von Eltern und Kindern, Elternbildung sowie außerschulische Aktivitäten. Während der Laufzeit des Modellprogramms FÖRMIG wurde FLY an acht Standorten in Hamburg realisiert. Je Standort wurden den Bedarfen entsprechende Wege der Zusammenarbeit von Eltern, Kindern und pädagogischen Fachkräften gefunden. Seit 2009 wird FLY in Hamburg flächendeckend ausgebaut. Folgendes Material ist in FLY entstanden:
Die Homepage des Hamburger Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung informiert über aktuellen Entwicklungen in FLY . |
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Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (Hrsg.) (2012) Family Literacy. In die weite Welt hinein. Materialheft Das Materialheft "In die weite Welt hinein"entstand zusammen mit der gleichnamigen CD im Kontext des Projektes "Family Literacy" (FLY). Es beinhaltet didaktische Hinweise zur Arbeit mit der CD, Kopiervorlagen sowie ein mehrsprachiges "Drehbuch". Beide Produkte - wie auch alle weiteren im Projekt Fly entwickelten Materialien - eigen sich für die familialen Sprachförderung und für eine systematische und motivierende Spracharbeit im Kindergarten und im Grundschulunterricht. Das Hamburger FörMig-Projekt "Family Literacy" (FLY) wendet sich an Eltern und Pädagog(inn)en im Elementarbereich und in der Schulanfangsphase. Es vermittelt Kindern und Eltern vielfältige Möglichkeiten mit Schriftwerken umzugehen - und zwar sowohl rezeptiv (z. B. gemeinsames Lesen von Bilderbüchern und Hören von Geschichten) als auch kreativ (z. B. Schreiben und Illustrieren kleiner Bücher). Das Materialhelft steht als Download auf der Website des Hamburger Landesinstituts zur Verfügung. |
Literatur-Projekte
Qualitätsmerkmale Schulischer Elternarbeit
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Die Vodafone Stiftung Deutschland hat gemeinsam mit einer wissenschaftlichen Expert(inn)enkommission, sowie Vertreter(inne)n der Bildungspraxis und der Kultusministerien der Länder Qualitätsmerkmale als Kompass für die partnerschaftliche Zusammenarbeit von Schule und Elternhaus entwickelt. Zu jedem der insgesamt vier Qualitätsmerkmale werden Zielsetzungen abgeleitet und Maßnahmen und Beispiele für deren Umsetzung beschrieben. Die Broschüre richtet sich in erster Linie an Schulen und Eltern vor Ort und soll dabei unterstützen, wirksame Konzepte für Erziehungs- und Bildungspartnerschaften zu entwickeln.Download unter Vodafone Stiftung |
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Schwaiger, Marika/ Neumann, Ursula (2010): Regionale Bildungsgemeinschaften. Gutachten zur interkulturellen Elternbeteiligung der RAA. - Hamburg.Im Gutachten "Regionale Bildungsgemeinschaften. Gutachten zur interkulturellen Elternbeteiligung der RAA" (Schwaiger/ Neumann 2010) beleuchten die Autorinnen die Bedeutung, Gestaltung und Wirksamkeit der Kooperation von Eltern und Bildungseinrichtungen auf der Basis nationaler und internationaler Forschung sowie von Praxisprojekten der RAA. Das Gutachten liefert einen umfassenden Überblick zur Thematik und veranschaulicht, wie die Zusammenarbeit von Eltern, Kindertageseinrichtungen, Schulen und weiteren Akteuren in "Regionalen Bildungsgemeinschaften" erfolgreich gestaltet werden kann. Das Gutachten mit vielen Praxisanregungen steht als Download auf der Website der RAA |
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Fischer, Veronika/ Springer, Monika (2011): Handbuch Migration und Familie. - Schwalbach/Ts.Das Handbuch umfasst 526 Seiten und ist in zwei Abschnitte gegliedert. Der erste beinhaltet theoretische Grundladen zu den Themen Migration und Familie - Familien im Migrationsprozess, Lebenslagen, Phasen und Lebensformen. Im zweiten Abschnitt wird das Thema Migration und Soziale Arbeit mit Familien - Qualitätsanforderungen an die Familienarbeit, Sozialpädagogische Methoden und Arbeitsfelder, Konzepte der Eltern- und Familienbildung - behandelt. Besonders dieser Abschnitt bietet pädagogischen Fachkräften einen gut zugänglichen Überblick über Hintergründe und Formen der Familienbildung und Kooperation von Bildungseinrichtungen und Eltern. Im Kapitel "Konzepte der Eltern- und Familienbildung" beispielsweise sind die Projekte Opstapje, HIPPY , Starke Eltern - Starke Kinder® , FuN - Familie und Nachbarschaft , Mama lernt Deutsch, Papa auch, Griffbereit, Rucksack KiTa sowie das Projekt frühstart in tabellarischer Form dargestellt, womit ein schneller erster Überblick über die Schwerpunkte und die Umsetzung der Projekte möglich ist. |
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Rucksack KiTa. Ein Konzept zur Sprachförderung und Elternbildung im Elementarbereich
Das RAA Projekt "Rucksack" (Kita) verbindet die Würdigung von Eltern als Experten für ihre Herkunftssprachen sowie deren Erziehungskompetenz und die Förderung der schriftsprachlichen Fähigkeiten von Kindern im Elementarbereich in Kooperation von Eltern, Kindern und pädagogischen Fachkräften. Rucksack zielt auf die Förderung der herkunftssprachlichen Fähigkeiten der Kinder sowie des Deutschen und der allgemeinen kindlichen Entwicklung ab. Derzeit wird das Projekt mit "Rucksack-Schule" für den Grundschulbereich weitreentwickelt Mehr Informationen finden Sie auf der Homepage der Hauptstelle RAA in Nordrhein-Westfalen |
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Ein Quadratkilometer Bildung: Ein Beispiel für Vernetzung von Eltern und Bildungsinstitutionen in einem QuartierNeben der Kooperation von Eltern und pädagogischen Einrichtungen ist der Aufbau von Sprachbildungsnetzwerken in einem Quartier, Stadtteil, Bezirk und/ oder einer Region von großer Bedeutung für durchgängige sprachliche Bildung, denn nur so können Ressourcen hierfür effektiv genutzt und der kumulative Aufbau sprachlicher Fähigkeiten von Kindern gefördert werden. Ein Beispiel für ein Sprachbildungsnetzwerk stellt das Projekt "Ein Quadratkilometer Bildung" (RAA, Freudenbergstiftung u.a.) dar. Es wird angestrebt, an den Stärken und Interessen von zugewanderten Eltern anzusetzen. Unter anderem kommen hierfür mehrsprachige Elternbegleiterinnen zum Einsatz und Eltern erhalten regelmäßige Rückmeldungen über den Lernerfolg und die Förderung ihres Kindes zuhause und in der Bildungseinrichtung. Mehr zum Projekt "Ein Quadratkilometer Bildung" |
Hilfreiche Links
Frühe Chancen (BMFSFJ)
Die Website "Frühe Chancen" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend stellt zahlreiche Informationen und Materialien für Mütter, Väter, Erzieher(innen) und Jugendämter zur Verfügung, unter anderem zum Spracherwerb und zur Unterstützung der Sprachentwicklung von Kindern bis zum Alter von drei Jahren.
Familien mit Zukunft (Niedersachsen)
Die Seite "Familien mit Zukunft" informiert über aktuelle regionale und nationale Entwicklungen in der Familienpolitik und weist auf Projekte und hilfreiche Literatur zum Thema hin.
Deutscher Bildungsserver
In allen Bundesländern sind Erziehungs- und Bildungspartnerschaften im Fokus, und überall geht es darum, die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen zu verbessern. Hinweise auf aktuelle Entwicklungen, (wissenschaftliche) Literatur, Projekte, Material sowie gesetzliche Rahmenvorgaben der Länder finden sich auf den Seiten des Deutschen Bildungsservers, beispielsweise unter dem Suchwort "Elternmitwirkung".
Verband binationale Familien und Partnerschaften -iaf e.V.
Auf den Seiten des Verbandes binationaler Familien und Partnerschaften (iaf e.V.) finden Eltern - aber auch pädagogische Fachkräfte und andere Interessierte - hilfreiche Tipps und Informationen zum mehrsprachigen Aufwachsen und wie Eltern ihre Kinder unterstützen können. Des Weiteren informiert die Seite über aktuelle migrationspolitische und gesellschaftliche Themen sowie Veranstaltungen dazu.
Elternportal des Arbeitskreises Neue Erziehung e.V.
Auf den Seiten des Arbeitskreises Neue Erziehung stellt ein Verbund aus verschiedenen Elterninitiativen und Vereinen Informationen zu Erziehungsfragen und mehrsprachigem Aufwachsen bereit, beispielsweise Elternbriefe zum Spracherwerb in zehn Sprachen sowie Hinweise auf Projekte zur Elternbeteiligung und aktuelle Veranstaltungen zu Themen, die Eltern interessieren. Die Website existiert im Übrigen in neun Sprachen!
Mehrsprachigkeit.info von JProf. Dr. Elke Montanari
Die Website Mehrsprachigkeit.info bietet Informationen, Tipps und Material über den mehrsprachigen Spracherwerb von Kindern. Zudem bietet Elke Montanari eine Online-Beratung zum mehrsprachigen Aufwachsen an.
Zweisprachigkeit.net von Dr. Anja Leist-Villis
Auf der Homepage Zweisprachigkeit.net stehen zahlreiche Informationen zur Zwei- und Mehrsprachigkeit bei Kindern zur Verfügung. Unter anderem finden sich hier Tipps für Eltern, die ihre Kinder in mehr als einer Sprache erziehen (möchten).